Entstehung und Entwicklung der Politik sozialer Sicherung  im Deutschen Reich (1878-1913) - Kirsten Wolf

Entstehung und Entwicklung der Politik sozialer Sicherung im Deutschen Reich (1878-1913)

von Kirsten Wolf

  • Veröffentlichungsdatum: 2007-09-07
  • Genre: Sozialwissenschaft

Beschreibung

Die Absicherung existenzieller Risiken erfolgte zur damaligen Zeit entweder über eine privat organisierte, freiwillige Selbsthilfe oder über staatlich organisierte Zwangskassen. Die freiwilligen Kassen, ursprünglich aus Innungen und Zünften hervorgegangen, waren Selbsthilfeeinrichtungen der qualifizierten Arbeiter und Handwerksgesellen. Sie wurden von der Gesetzgebung gefördert und sollten die Lage der unterstützungsbedürftigen Arbeiter bei einfachen Erkrankungen, die nicht auf einen Unfall zurückzuführen waren, verbessern. Aber diese Form der freiwilligen Existenzabsicherung war mit vielen Problemen behaftet und konnte letztlich nicht das angestrebte Ziel, eine flächendeckende Versorgung zu erreichen, erfüllen. Auch mit der Einführung von Zwangskassen, die den verpflichtenden Beitritt der Lohnempfänger und eine Beitragsbeteiligungspflicht für Arbeitgeber vorsah, konnte kein umfassender Krankenversicherungsschutz der Arbeiterschaft erreicht werden; auch wenn Arbeitgeber zusätzlich private Betriebs-, Fabrik- und Innungskrankenkassen gründeten. - Mit der fortschreitenden Verschlechterung der wirtschaftlichen und sozialen Lage vieler Arbeiter stieg deren Unmut gegenüber Kapitaleigentümern und Staat; teilweise mobilisierten sie sich politisch gegen den wirtschaftspolitischen Liberalismus und forderten soziale Reformen. Bismarck reagierte auf diese Bestrebungen mit großer Besorgnis und erließ 1878 das Sozialistengesetz. Wenig später folgte das erste Sozialversicherungsgesetz. So mag die Auseinandersetzung Bismarcks mit der Sozialdemokratie bei der Einführung der Sozialversicherung eine nicht unbedeutende Rolle gespielt, sie eventuell sogar beschleunigt haben.

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