Truppenführung. Die Entwicklung der Operationsart Verzögerung seit dem 18. Jahrhundert - Stefan Erminger

Truppenführung. Die Entwicklung der Operationsart Verzögerung seit dem 18. Jahrhundert

von Stefan Erminger

  • Veröffentlichungsdatum: 2010-03-11
  • Genre: Politologie

Beschreibung

Verzögerung sucht den Feind zu verlangsamen, bei möglichster Schonung der eigenen Kräfte die seinigen abzunutzen und Zeit zu gewinnen. Hierfür wird die Preisgabe von Gelände in Kauf genommen. Als Gefechtsart neben Verteidigung und Angriff erscheint die „Verzögerung“ erstmals in der Vorschrift von 1959 . Ohne eine spezielle Bezeichnung für eine Gefechtsart steht hinhaltender Kampf bereits im „Unterricht an die Generals Dero Armee“ im Jahre 1761 im Blick Friedrichs des Großen: „Wenn ihr offensive agiret, si detachiret niemals ... Wenn man defensive gehen muss, so siehet man sich oft gezwungen, zu detachieren ... Vor superieurer Force müssen sie“ (die Detachements = vom Gros abgesetzt kämpfende Teile) „sich allezeit züruckziehen ... Zuweilen retirieren sie sich des Nachts bey Annäherung des Feindes, und wenn dieser alsdann glaubet, sie wären auf der Flucht, so kehren sie brusquement wieder um, chargiren“ (= führen den Feuerkampf gegen) „denselben, und jagen ihn vor sich zurück ... Wir abandonirten (= abtreten) Oberschlesien Anno 1745, der Plünderung der Ungarn auszuweichen, um uns mit umso mehrer Force denen Desseins des Prinz von Lothringen zu widersetzen und wir detachirten nicht eher, bis wir zuvor denselben geschlagen hätten. Der General Nassau jagte hierauf die Ungarn in vierzehn Tagen wieder aus ganz Oberschlesien“. Einige Jahre vorher hatte derselbe König in seinen „Generalprinzipien des Krieges“ geschrieben, in der Defensive bestehe die Kunst des Heerführens darin, den Fein auszuhungern; dazu müsse man ihn kommen lassen, in seinen Rücken stoßen und ihn von seinen Magazinen abschneiden . Im Jahre 1777 schrieb Friedrich: „Man darf sich nie völlig auf die Defensive beschränken, noch sich des Vorteils begeben, aus den Fehlern des Feindes Nutzen zu ziehen ... Eine gutgeleitete Defensive muss ganz das Aussehen einer Offensive haben. Unterscheiden darf sie sich von ihr nur durch die festen Lager und die sorgfältige Vermeidung jeder Schlacht, wenn man sich seiner Sache nicht ganz sicher ist“ .

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